Interview mit Florian Langenbrunner
Zu seiner Vitrinenvermietung kam Florian Langenbrunner über das Onlineportal „Next Change“. Für ihn eine glückliche Fügung, denn darin vereint sich Vieles, was dem ehemaligen Projektleiter schon immer Freude gemacht hat. Reisen, entwickeln, praktische Lösungen finden, Neues erleben. Dazu gehört auch, dass er viele verschiedene Projekte – von kleinen Pop-Up-Events bis zu großen Messen – miterlebt und dass längst nicht immer Schmuck, Uhren und Edelsteine in seinen hochwertigen Vitrinen ausgestellt werden.
Wann und in welcher Form wurde dein Unternehmen gegründet?
Es war tatsächlich eine Firmenübernahme. 2019 hatten Max Reiner und ich den ersten Kontakt und 2020 habe ich sein Unternehmen übernommen. Bei ihm war es damals ein fließender Übergang vom Ladenbau in das Mietvitrinengeschäft. Und bei mir war es ähnlich, allerdings war es der Weg aus der Industrie in die Selbstständigkeit.
Und Max hat die Vitrinen selber gebaut?
Ja genau! Ganz am Anfang hat er sie „Reisevitrinen“ genannt. Ich habe sie dann alle übernommen. Heute konstruiere ich aufbauend darauf selbst neue Vitrinen, auch dank den Anfragen und Ideen, die ich aus erster Hand von Kunden auf Messen erhalte. Meine Konstruktionen werden dann von Fachbetrieben – Glaserei, Schreinerei usw – umgesetzt. All die Teile kommen lose zu mir, ich vervollständige alles und baue auch die Beleuchtung ein.
Welche Meilensteine gab es seit der Firmengründung?
Der erste negative Meilenstein war Corona. Genau in dem Jahr, in dem ich das Unternehmen übernahm, kam die Pandemie und viele Messen und Veranstaltungen fanden gar nicht statt. Der erste große, positive Meilenstein war der Servicepartner-Vertrag mit der INHORGENTA Munich, der führenden Plattform für Schmuck, Uhren und Edelsteine. Da kamen nochmal mindestens 100 Vitrinen zu meinem Lagerbestand dazu. Ich bin seitdem der Ansprechpartner Nummer 1 für Vitrinen für die Messe München.
Gibt es etwas, das dir aus der Anfangszeit in Erinnerung geblieben ist?
Ich war beruflich an einem Punkt, an dem mir klar war: Es muss sich etwas ändern. Ich hab mich nur im Kreis gedreht, ohne vorwärts zu kommen. Dadurch, dass ich als Projektleiter immer recht flexibel und selbstständig war – mir also alles immer so legen konnte, wie ich es gebraucht habe – ist auch nur wieder so ein Job in Frage gekommen. Eine Stelle, in der ich Verantwortung habe, das Vertrauen und die Freiheiten, selbst zu gestalten. So etwas in einer Firma zu finden, ist nicht ganz einfach, deshalb war klar, dass es für mich in Richtung Selbstständigkeit gehen würde.
Gesucht habe ich eigentlich schon länger nach einem Unternehmen, das zu mir passt. Ich habe dann auf der Internetplattform „Next Change“ der Industrie- und Handelskammer vorbeigeschaut und da die Anzeige von Max Reiner gesehen. Ich hab mir gleich gedacht: Das klingt interessant, das schaust du dir mal an.
Max hat mir das dann alles präsentiert und gezeigt. Firmenübernahmen sind an sich ja eigentlich eine schwierige Sache, viele Übergaben kommen nicht zu Stande, weil es für die Eigentümer ja oft wie ein Lebenswerk ist und sie sich schwer tun, es loszulassen, der Kaufpreis zu hoch angesetzt ist oder sie sich wünschen, dass der Nachfolger genauso ist, wie sie selbst. Wir hatten da Glück! Max und ich haben uns von Anfang an gut verstanden.
Bist du dann auch mit ihm gemeinsam auf Jobs gefahren?
Natürlich! Der erste war eine Art „Work & Holiday“. Wir sind gemeinsam nach Berlin gefahren, weil Max dort einen großen Auftrag mit 40 Vitrinen hatte. Es war ein Vertriebs-Event für Magnetschmuck, das war groß aufgezogen mit Live-Band und Catering. Wir haben die Vitrinen aufgebaut, um den Schmuck schön zu präsentieren. Das war der erste Job mit Max, bei dem ich gesehen hab, wie alles funktioniert. Ich mag es, hinter den Kulissen zu sein und zu sehen, wie solche Großveranstaltungen ablaufen. Zu einem zweiten Job in Düsseldorf bin ich dann auch noch mitgefahren, aber eigentlich war es dann schon relativ klar, dass das passt …
… und dir die Art von Arbeit gefällt?
Ja, es war für mich in gewisser Weise ein Ersatz für das, was ich in meinem früheren Arbeitsleben so gemocht hatte: Das Unterwegs-sein. Damals weltweit, jetzt in Europa. Ich bin halt kein Stubenhocker und freu mich, wenn ich verschiedene Orte sehe. In Deutschland, Österreich, Schweiz, Ungarn, Italien, Frankreich. Es war definitiv auch ausschlaggebend für meine Entscheidung, dass ich bei den Jobs unterwegs sein kann.
Hast du Vorbilder? Wenn ja, welche?
Vorbilder in dem Sinne habe ich nicht. Aber in gewissem Maße ist mein Vater ein Leitbild für mich. Er war auch selbstständig und hat mir beigebracht, dass man sich Dinge erarbeiten muss. Außerdem gab es noch einen Projektleiter in meiner früheren Arbeit, der wie ein Wegweiser oder Mentor für mich war. Er hat mich nämlich in die Position gebracht, in der ich reisen und eigene Projekte umsetzen konnte.
Wie würdest du dein Angebot für jemanden beschreiben, der noch nie von dir gehört hat?
Ich würde sagen, ich habe ein Nischenprodukt: Mietvitrinen für Events, Messen, Ausstellungen, kleine Shops und Pop-Up-Stores. Juweliere und Hersteller präsentieren in meinen Vitrinen ihre Produkte, Schmuck und Uhren.
Übrigens sagen viele lustigerweise, wenn ich von Vitrinen anfange: „Ach, so wie beim Metzger oder?“. Nein, nicht so was. Keine Lebensmittel, keine Kühltheken, nichts für’s Catering (lacht).
Genauso denken Kundinnen und Kunden oft, dass ich ausschließlich auf Messen bin. Auch das stimmt nicht. Ich bin mal in einem kleinen Restaurant oder in einem Hotel, einem Kino. Die Locations und Aufträge sind ganz unterschiedlich. Vor allem, weil ich auch kleine Stückzahlen an Vitrinen vermiete – genauer gesagt schon ab einem Stück.
Was war das für eine Veranstaltung im Kino? Das klingt interessant.
Da ging es um Uhren. Das war eine Veranstaltung von OMEGA-Uhren in Verbindung mit dem neuen James-Bond-Film. In meinen Vitrinen wurden die ganzen Uhren-Klassiker ausgestellt und in der Ausstellungen liefen dann auch kurze James-Bond-Clips. Das war ein toller Abend in exklusiver Runde.
Hast du immer Schmuck, Uhren und Edelsteine in den Vitrinen?
Meistens, aber nicht nur! Es waren schon Haarshampoos und Zahnpasta drin – ausgestellt im Four Seasons in Hamburg. Einmal lagen auch schon Waffen drin. Also da war schon einiges Verrücktes dabei (lacht).
Was unterscheidet dich von anderen in der Branche?
Es gibt nicht viele andere Unternehmen, die Vitrinen verleihen. Wie gesagt, habe ich ein Nischenprodukt. Allgemein würde ich aber sagen, dass mich meine Unkompliziertheit ausmacht und mein hoher Qualitätsanspruch, was Service angeht. Zusammengefasst in drei Schlagworten: Qualität, Unkompliziertheit und Kundenorientiertheit.
Wo siehst du dein Unternehmen in 5 Jahren? Bzw. was ist die Traumvorstellung für deinen Betrieb?
Ich will noch etwas wachsen und einige Mitarbeitende haben, die ich rausschicken kann, die verlässlich sind. Dass ich schon noch selbst unterwegs bin, aber nicht mehr jede Fahrt übernehme. Im Grunde will ich in einigen Jahren mehr aus dem Operativen in das Strategische wechseln.
Wie würdest du dein Unternehmen in 3 Worten beschreiben?
Hochwertig, bodenständig und detailorientiert
Was ist deine Firmenphilosophie? Was ist dir wichtig?
Ein zufriedener Kunde ist oft der bessere Lohn als der Geldeingang auf dem Konto. Ich bin Kundenorientiert und denke Details mit – habe z. B. oft eine Ersatzvitrine dabei, falls beim Aufbau etwas passiert. Wenn Kundinnen und Kunden sich unsicher sind, wie die Vitrinen gestellt werden sollen, helfe ich auch dabei gerne. Ich mache Vorschläge – falls gewünscht – und bringe die Erfahrung ein, die ich bisher schon auf vielen verschiedenen Veranstaltungen gesammelt habe. Auch vor Ort können noch Änderungen umgesetzt werden. Für mich sind praktische Lösungen, die überzeugen, immer das Wichtigste.
Was bedeutet der Begriff „Tradition“ für dich?
Tradition darf nicht in Stein gemeißelt sein. Wenn jemand Tennisschuhe zu einer Lederhose anziehen will, soll er das doch machen. Es müssen nicht immer die Haferlschuhe sein. Im Grunde ist es schon schön, wenn Dinge beibehalten werden. Aber alles steif und starr über Jahrhunderte durchziehen, ohne sich auf neue Einflüsse einzustellen, finde ich kontraproduktiv. Es ist wichtig, mit der Zeit zu gehen, um zu bleiben.
Was magst du besonders an dem, was du machst?
Die Abwechslung. Dass ich immer wieder woanders bin und verschiedene Menschen treffen, andere Orte sehe und Veranstaltungen erleben darf.
Einige Fähigkeiten und Kenntnisse aus deinem früheren Berufsleben kommen in deinem neuen Unternehmen ja auch wieder zum Einsatz, oder?
Ja, Fragmente aus meiner beruflichen Laufbahn kommen immer wieder mal vor. Veranstaltungstechnik, Elektrotechnik, Planung und Projektleitung, LKW-Fahren. Es ist nicht eins zu eins, aber es wiederholt sich einiges.
Was davon macht dir mit am meisten Freude?
Neben dem Unterwegs-Sein ist es die Entwicklung. Dass ich überlegen kann, wie sich die Vitrinen noch optimieren lassen, z. B. was das Licht angeht. Dass ich mir immer wieder etwas Neues einfallen lassen kann. Sei es für Kundenwünsche, Verpackung, Transport, da gibt es immer etwas zu verbessern.
Was war denn bisher das beste Erlebnis, das du mit deinem Unternehmen hattest?
Woran ich immer gerne denke, ist ein Kunde von mir – ein Juwelier aus München. Der freut sich immer, wenn er mich sieht und lässt keine Gelegenheit aus, mich weiterzuempfehlen. Er nennt mich immer freundschaftlich „den König der Vitrinen“ und es freut mich jedes Mal, dass meine Arbeit, meine Produkte und meine Lösungsorientiertheit so wertgeschätzt werden. Es macht mir immer Spaß, mit ihm zusammenzuarbeiten.